Das ÜBERLAND stellt sich neu und zukunftsfähig auf
Permanente Justierung
Diana Brinkmann, Geschäftsführerin des Bar-Restaurants ÜBERLAND, im Interview
Auch 2023 war kein einfaches Jahr für die gesamte Gastronomiebranche, in dem Themen wie Krisen, Kriege und die anhaltende Inflation die Menschen weiter beschäftigten. Viele Restaurants kämpften um Kunden und das Überleben, einige nutzten die schwierige Situation aber auch als Chance zur kritischen Selbstreflexion, Veränderung und Neuausrichtung. Zu letzteren gehörte auch das Restaurant ÜBERLAND, das sich seit 2019 im BraWoPark am Hauptbahnhof Braunschweig über drei Etagen (17. bis 19. Stockwerk) erstreckt. Doch nicht nur in der einzigartigen Location mit imposantem Sky-Restaurant, gut bestückter Bar, herrlicher Rooftop-Terrasse und einer exklusiven Private-Dining-Etage wurde viel optimiert, sondern vor allem auch im Team. Wir unterhielten uns mit Diana Brinkmann, Geschäftsführerin des ÜBERLANDs, über aktuelle Entwicklungen und unterschiedlichste Herausforderungen.
Frau Brinkmann, wie beurteilen Sie das Jahr für die Gastronomieszene im Allgemeinen und das ÜBERLAND im Speziellen?
„Wir können derzeit feststellen, dass ein großer Umbruch in der Gastronomie stattfindet, ein Wandel, dessen Ausmaß zurzeit noch nicht abschätzbar ist. Ich persönlich glaube, dass das Gastronomie-Sterben erst begonnen hat und wir in ein paar Jahren eine völlig neue Gastronomie-Landschaft erleben werden. Hier werden wir uns auf weitere Einschnitte einstellen müssen und haben idealerweise einen Plan dafür in der Tasche, bevor es nur noch darum geht, Schadensbegrenzung zu betreiben.
Es wird insgesamt weniger Geld ausgegeben. Die Menschen sind verhaltener, wenn es um ihre finanziellen Ausgaben geht. Sie sparen, denn das Gefühl, das überwiegt, ist nicht zu wissen, was kommt, was die Zukunft bringt.“
Was waren im Jahr 2023 die größten Herausforderungen?
„Unsere Herausforderung bleibt am Ende, wie in jeder Gastronomie, ein ausgewogenes Preis-Leistungs-Verhältnis zu erreichen, sodass der Gast zufrieden nach Hause geht und wir Geld verdient haben. Dieses feine Uhrwerk permanent zu justieren, bleibt die größte Herausforderung, da wir im Kostenbereich ständige Preissteigerungen haben, die Gehälter angepasst werden müssen, um ein attraktiver Arbeitgeber zu bleiben, und trotzdem müssen wir unseren Fokus auf den Gast fest im Blick behalten.“
In der Gastronomie ist der Trend zu beobachten, dass heute fast jeder vierte Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterin in einem Restaurant oder in einem Hotel über 50 Jahre alt ist. Wie ist der Altersdurchschnitt bei Ihnen und aus welchen Bereichen stammt Ihr Personal?
„Diesen Trend kann ich derzeit nicht bestätigen. Unser Altersdurchschnitt ist unverändert recht jung und ich würde ihn auf Anfang/Mitte 30 beziffern. Einzelne Ausreißer, wie meine Person, gibt es natürlich, aber das Gros ist jung. Quereinsteiger gibt es unverändert viele, da die Gastronomie eine Branche ist und bleibt, die ein Angebot für Menschen bietet, auch als ungelernte Kraft gut einsteigen zu können. Und das ist auch gut so. Trotzdem bleibt gut qualifiziertes Personal unerlässlich. Beides kann eine hervorragende Symbiose sein.“
Wie führen Sie Ihr Team?
„Es gibt wöchentliche Meetings mit unseren leitenden Mitarbeitern, in denen wir gemeinsam über unsere Ausrichtung entscheiden. Aber auch das Gesamtteam wird regelmäßig über die Entwicklung unseres Unternehmens informiert. Wenn der Schuh drückt, bin ich jederzeit für jeden unserer Mitarbeiter da. Meine Tür steht immer offen! In der Größenordnung unseres Unternehmens ist das auch immer noch problemlos möglich.“
Im Februar 2023 haben Sie einen neuen stellvertretenden Geschäftsführer eingestellt. Was hat sich dadurch verändert?
„Mit Tim Althof haben wir einen erfahrenen Mitarbeiter in unser Team geholt, der mich mit seiner gastronomischen Expertise hervorragend im operativen Bereich unterstützt. Hier ist u. a. auch seine langjährige Erfahrung im Event-Geschäft zu nennen. Er schafft den perfekten Switch zwischen Operative und Administrative. In den letzten Monaten konnten wir deutlich eine Veränderung in unserer Teamkultur erkennen und auch das Image des Restaurants wurde deutlich aufpoliert. Die Erkenntnis hieraus ist, dass mit einer Neuausrichtung viel bewegt werden kann. Frischer und junger Wind hat einem Unternehmen im Regelfall noch nie geschadet.“
Im Juli 2023 kam zudem ein neuer Restaurantleiter im ÜBERLAND dazu. Was hat dieser bislang bewirkt?
„Hier kann ich das bisher Gesagte wiederholen. Jemanden von außen zu holen, der mit einer anderen Brille auf die Abläufe schaut und Veränderungen umsetzt, das ist unbezahlbar. Patrick Ludwig hat ebenfalls langjährige Erfahrung in der Gastronomie, ist ausgebildeter Sommelier und hat in hervorragenden Häusern seine Kenntnisse erweitern können. Angekommen in Braunschweig, hat er auch den festen Lebensmittelpunkt für sich hier gefunden, der ihn zu uns geführt hat, und wir sind sehr glücklich über die gute Zusammenarbeit.“
Auch räumlich hat sich im ÜBERLAND einiges geändert. Was wurde umgebaut und umgestaltet?
„Im Jahr 2023 standen die Zeichen tatsächlich sehr stark unter dem Stern ‚Veränderung‘. Auch baulich haben wir noch einmal einiges bewegt. So haben wir in der ersten Jahreshälfte die 17. Etage deutlich erweitert. Die Küchensituation konnten wir dahingehend anpassen bzw. ausbauen, sodass wir unseren Gästen deutlich flexiblere Angebote für ihre besonderen Feste und Veranstaltungen unterbreiten können. Bereits jetzt können wir sagen, dass das Angebot sehr gut angenommen wird.
Auch unsere Rooftop-Terrasse wurde noch einmal hübsch gemacht. Wir haben die Möbel überarbeiten lassen, haben Loungemöbel ausgetauscht, haben Farbe mit Pflanzen, Kissen und Kunst ins Spiel gebracht, sodass ein cooles Sommerflair Einzug gehalten hat. Gastronomie bedeutet aber letztendlich, dass man an diesen Themen permanent arbeitet. Es geht immer wieder etwas kaputt und Verschleiß findet auf jeden Fall auch schneller und intensiver statt als in anderen Branchen.“
Welche Veranstaltungen haben Sie 2023 durchgeführt?
„Bei uns finden regelmäßig After-Work-Lounges statt, unsere Rooftop-Nights sind beliebt und heiß begehrt. Aber auch Weintastings oder Motto-Partys sind dabei. Jedes Jahr planen wir neu und schauen, wie wir uns ein Stück weit neu erfinden können.
2023 fand zudem das erste Mal unser ÜBERLAND-Weihnachtsmarkt statt. Für zwei Wochen konnten Unternehmen, ob groß oder klein, sich mit ihren Mitarbeitern einbuchen. Mehrere Unternehmen auf dem Weihnachtsmarkt, wie im echten Leben. In unserer Eventetage lud eine heimelige Weihnachtsatmosphäre zum Essen und Trinken ein. Die Speisen waren angelehnt an den Braunschweiger Weihnachtsmarkt und ein DJ entfachte kurzerhand das Treiben zu einer großen Weihnachtsparty.“
Das ÜBERLAND präsentierte sich mit einem großen Stand auch beim ATP Challenger Turnier BRAWO OPEN 2023 auf dem BTHC-Gelände im Bürgerpark Braunschweig. Wie wichtig und erfolgreich sind solche Außer-Haus-Events?
„Die BRAWO OPEN sind eins der Braunschweiger Highlights! Ob als Unternehmen oder als Privatperson, man kommt daran nicht vorbei. Da ist es für uns selbstverständlich und auch eine Ehre, Teil davon zu sein. Wir haben das Event im Jahr 2022 das erste Mal begleitet und konnten 2023 unseren Auftritt ausbauen. Uns hat es viel Freude bereitet und es ist eine großartige Möglichkeit, uns auch einer Personengruppe präsentieren zu dürfen, die womöglich das ÜBERLAND noch nicht kennt oder Berührungsängste in Bezug auf die gehobene Gastronomie hat. Bei den BRAWO OPEN sind wir eine Gastronomie von vielen. Wir arbeiten alle Hand in Hand mit dem Wunsch, dass die Gesamtveranstaltung ein großer Erfolg wird. Das schweißt auch uns Gastronomen zusammen.“
Erneut haben Sie im Jahr 2023 einige Auszeichnungen erhalten:Als „Arbeitgeber der Zukunft 2023“ wurden sie vom Deutschen Innovationsinstitut für Nachhaltigkeit und Digitalisierung (DIND) ausgezeichnet, im Guide Michelin und im Magazin „Der Feinschmecker“ („Die besten Restaurants für jeden Tag“) als einziges Braunschweiger Restaurant erwähnt. Welche Bedeutung hat das?
„Uns bedeuten diese Auszeichnungen sehr viel. Das sagt schon das Wort. Wir bekommen schriftlich bestätigt, dass wir gute Leistungen erbringen. Wer würde sich nicht darüber freuen? Das ist Motivation, so weiterzumachen bzw. es noch besser zu machen. Wir sind ehrgeizig und haben noch nicht alle unsere Ziele erreicht. Aber wir sind sehr zuversichtlich. Schon jetzt ist der Ruf, den wir genießen, etwas sehr Besonderes und daran werden wir weiterarbeiten.“
Was sind Ihre kurz- und langfristigen Pläne mit dem ÜBERLAND?
„Unser langfristiges Ziel ist es, das ÜBERLAND für die nächsten Jahre so aufzustellen, dass wir den Wandel in der Gastronomie gut und sicher überstehen. Hierfür ist eine solide Basis wichtig, um den Schwankungen, denen wir unterliegen und die uns in Zukunft noch mehr herausfordern werden, geschützt entgegentreten zu können. Das ist ein bisschen wie der Winterschlaf. Fettreserven anfuttern, um über den kalten Winter versorgt zu sein.“