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Qualität schlägt Risiko

| Finance

Das erste Halbjahr 2025 war geprägt von politischen Turbulenzen und überraschenden Wendungen an den Kapitalmärkten. Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus sowie ein umfangreiches Konjunkturpaket in Deutschland sorgten für starke Marktbewegungen. Im Interview erläutert Ansgar Nolte, Leiter Treasury und Assetmanagement, welche Entwicklungen Anleger im Blick behalten sollten – und warum Qualität und Besonnenheit derzeit besonders wichtig sind.

Herr Nolte, wie ist die erste Hälfte des Börsenjahrs 2025 verlaufen? Was waren besondere Ereignisse und welche Auswirkungen hatten diese?

“Man konnte erwarten, dass es nach der Übernahme der US-Präsidentschaft durch Donald Trump an den Kapitalmärkten wieder lebhafter werden würde und das ist auch eingetreten. Trump hat da schon einiges durcheinandergebracht. Wahrscheinlich wird man noch viele Jahre über den von ihm ausgerufenen „Liberation Day“ am 2. April sprechen, an dem er Zölle im Grunde gegen die ganze Welt verhängte, mit einer absurden Berechnungslogik. Genauso schnell setzte er viele dieser Zölle auch wieder aus, als er merkte, dass der Kapitalmarkt das Vertrauen in den US-Markt verliert. Die Renditen von US-Anleihen gerieten durch Trumps Handelspolitik unter Aufwärtsdruck, weil die Investoren begannen, das Vertrauen in den US-Staatsanleihemarkt zu verlieren und die US-Notenbank FED daher aufgrund der hohen Unsicherheit zögerlicher mit Zinssenkungen umgeht. Ebenso fielen die Aktienkurse und der US-Dollar deutlich. Die Unkalkulierbarkeit der amerikanischen Politik dürfte uns die kommenden Jahre erhalten bleiben.” 

Aber fast genauso bedeutend war die Kehrtwende in der deutschen Politik und das massive fiskalische Stimuluspaket, das nach der Bundestagswahl beschlossen wurde. Auch das sorgte für eine heftige Kapitalmarktreaktion. Die Renditen am Anleihemarkt und insbesondere die der staatlichen Papiere stiegen in der Folge deutlich an. Da das Paket schuldenfinanziert ist, werden neue Anleihen an den Markt kommen und um das Volumen an die Marktteilnehmer zu bringen, muss man es mit attraktiven Zinsen ausstatten. 

Auch wird ein wirtschaftlicher Wachstumsimpuls für die Eurozone erwartet, was den europäischen Aktienmärkten und auch dem Euro geholfen hat.

Wenn man auf das erste Halbjahr 2025 schaut, kann man feststellen, dass sich europäische Aktien seit langer Zeit mal wieder besser entwickelt haben als US-Aktien, was angesichts der anhaltenden Dominanz der US-Unternehmen in Zukunftsthemen bemerkenswert ist. Aber vielleicht waren da viele Investoren vor der US-Wahl im Herbst 2024 auch zu einseitig US-lastig positioniert. Gold ist seinem Status als sicherer Hafen in unruhigen Zeiten einmal mehr gerecht geworden. Und in der Eurozone fallen zwar die kurzfristigen Zinsen dank der Zinssenkungen der Notenbank, aber aufgrund der oben genannten Stimuluspakete sind die Zinsen länger laufender Anleihen (> 5 Jahre) sogar angestiegen und die vor einem Jahr noch inverse Zinskurve (Zinsen kurzer Laufzeiten sind höher als die langer Laufzeiten) hat sich mittlerweile wieder normalisiert.

Wie lautet Ihre Prognose für die zweite Hälfte des Jahres?

"Auf einen so kurzen Zeitraum eine Prognose abzugeben, grenzt ein bisschen an Glücksspiel, insbesondere, wenn man sich die erratischen Entscheidungen des US-Präsidenten ansieht. Donald Trump hat nun die Zollankündigungen kurz nach der Verkündung für 90 Tage ausgesetzt. Wie es dann weitergeht, weiß vermutlich noch nicht mal er. Aber solche Entscheidungen sind natürlich wichtig für die Entwicklung der Kapitalmärkte im zweiten Halbjahr.

Die Rahmenbedingungen für Investoren dürften im zweiten Halbjahr gekennzeichnet sein von weiterhin hoher wirtschaftlicher und geopolitischer Unsicherheit. Das wird die wirtschaftliche Entwicklung weiterhin belasten und das Wachstum dämpfen. Die Bewertungen der wichtigsten Aktien- und Anleihemärkte sind dagegen im historischen Vergleich zumeist teuer. Nach den Zollankündigungen haben sich die Kurse in einem bemerkenswert schnellen Tempo erholt und aktuell sieht es schon wieder so aus, als ob nichts gewesen wäre. Das ist nicht unbedingt eine attraktive Ausgangslage für Investoren. Insofern glaube ich weiterhin, dass man mit guter Qualität im Aktien- wie im Anleihemarkt gut beraten ist und keine zu hohen Risiken eingehen sollte. Denn der Markt entschädigt diese Risiken im Moment nicht attraktiv. Kursrückgänge aufgrund von Trump-Entscheidungen könnten dagegen Gelegenheit bieten, Engagements am Kapitalmarkt zu erhöhen." 

Welche Rolle spielt dabei die Wirtschaftpolitik Donald Trumps?

“Donald Trump ist leider der wichtigste Mann der Welt und daher ist seine Politik von entscheidender Bedeutung. Trump versteht es offensichtlich blendend, eine Krise zu schaffen, wie bei den Zöllen, und sich dann medienwirksam dafür feiern zu lassen, sie zu lösen. Das hat natürlich Konsequenzen für die Schwankungen an den Kapitalmärkten, zumal er das Ganze wie gesagt sehr medienwirksam macht und sich teilweise im Tagesverlauf andere Sachverhalte ergeben. Kurz bevor er die Zollerhöhungen für 90 Tage ausgesetzt hat, hat er in den sozialen Medien geschrieben, dass jetzt ein guter Kaufzeitpunkt sei. Für so eine Art der Einflussnahme wäre jeder andere Kapitalmarktteilnehmer eingesperrt worden. Für uns am wichtigsten ist leider daher, dass man sich kurzfristig weniger auf fundamentale Daten wie Gewinne und Profitabilität als Kurstreiber von Unternehmen verlassen kann, sondern eher auf die Laune des US-Präsidenten und seine Entscheidungen bzw. Kommentare in den sozialen Medien schauen muss. Ich denke allerdings, dass man gut daran tut, einen Großteil des „Lärms“ seiner Nachrichten auszublenden und sich mit einem mittelfristigen Anlagehorizont weiter auf die fundamentalen Daten der Unternehmen zu konzentrieren, denn das ist das, was zählt, auch, wenn Trump irgendwann einmal Geschichte ist.” 

Auf was sollten Kapitalmarktanleger aktuell besonders achten?

"Mit der erratischen Handelspolitik im Weißen Haus ist auch die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in den USA wieder größer geworden. Das ist allerdings nicht das Szenario, was die Kapitalmärkte derzeit preisen. Wenn es also tatsächlich zu einer Rezession kommt, dürfte das in den Kursen deutliche Spuren hinterlassen. Das sollten Investoren daher besonders beobachten.

Weiterhin sind die Auswirkungen der US-Politik auf den US-Dollar und auch die Zinslandschaft weltweit von Bedeutung. Die Höhe der US-Zinsen spielt ja auch für viele Entwicklungsländer eine wichtige Rolle. Und nach der Zollankündigung durch Donald Trump Anfang April waren es auch die Anleihemärkte, die der US-Administration ein Warnsignal gesendet haben, dass es besser ist, zu deeskalieren. Ich denke, die hohe US-Verschuldung wird ein Thema an den Märkten bleiben. Die USA haben ja gerade ihre Top-Bonität verloren und angesichts der hohen Zinszahlungen ist der Handlungsspielraum der US-Regierung mittlerweile deutlich eingeschränkt. Das passt Donald Trump gar nicht und deswegen kritisiert er die Notenbank FED regelmäßig. Trump hat ja mit dem Gedanken gespielt, den Chef der US-Notenbank, Jerome Powell, abzulösen, weil er die Zinsen nicht schnell genug senkt. Würde er das wirklich tun, wäre das ein verheerendes Signal für die Märkte. Diese vertrauen auf die Unabhängigkeit der Notenbanken, insbesondere in den Industrieländern. Eine solche Aktion hätte daher vermutlich weitreichende Konsequenzen für die Märkte. Bisher hat Trumps Umfeld ihn davon abgehalten. Man kann sich nur wünschen, dass das so bleibt.

Auch ob die hohe Unsicherheit sich irgendwann mal in den Unternehmensergebnissen niederschlägt, sollten Anleger im Auge behalten. Bisher wird die Unsicherheit in den Quartalsberichten der Unternehmen nur als Belastungsfaktor erwähnt. Je länger sie andauert, desto deutlicher dürften auch die Unternehmensergebnisse darunter leiden."

Was würden Sie Aktienkäufern und Aktienverkäufern raten?

Halten Sie aufgrund der Unsicherheit ein kleines Polster an Liquidität vor, die sie bei Gelegenheit in den Markt investieren können. Ich denke, es wird Gelegenheit dazu geben. Achten Sie bei Ihrer Aktienauswahl auf gute Qualität, wie sie sich beispielsweise durch eine niedrige Verschuldung und hohe Rentabilität zeigt. Die Widerstandsfähigkeit eines Unternehmens ist gerade in einer Krisenphase von entscheidender Bedeutung, und das wird man auch im Aktienkurs sehen. Schauen Sie vor Investition nochmal auf die Verletzlichkeit des Geschäftsmodells für Entscheidungen aus dem Weißen Haus (z.B. hinsichtlich von Zöllen oder der Reduzierung der Kosten des Gesundheitssystems). Da wir sicher auch viele Leser haben, die im Anleihemarkt investiert sind: gehen Sie auf der Anleiheseite keine überhöhten Risiken mit schwachen Bonitäten ein, die Kompensation ist nicht attraktiv. Auch hier lohnt es sich vermutlich, auf eine Korrekturphase zu warten. Wählen Sie die Laufzeiten nicht zu lang.

Die Volksbank BRAWO bietet verschiedene Meisterwert Fonds an. Warum sind diese eine gute Anlage-Alternative?

"Unsere Fonds haben eine klare Philosophie, passen sehr gut zu der ja grundsätzlich herrschenden Unsicherheit an den Kapitalmärkten und bieten für jede Risikoneigung eine passende Lösung. 

Mit dem konservativ ausgerichteten Anleihenfonds Meisterwert Substanz versuchen wir, mit kurzen Laufzeiten und guter Qualität der Anleihen mit möglichst geringen Kursschwankungen mittelfristig einen Mehrertrag gegenüber dem Geldmarkt zu erwirtschaften. Der Fonds passt daher sehr gut in das aktuelle Marktumfeld und bietet eine Alternative für Investoren, die sich vielleicht grade über die wieder deutlich gefallenen Zinsen für Tages- oder Termingelder ärgern. 

Der Meisterwert Position ist eine ausgewogene „Rundum-Sorglos-Lösung“, bei der wir hauptsächlich in Aktien und Anleihen investieren und auch Rohstoffe beimischen. Wir übernehmen die Wertpapierauswahl sowie die Steuerung der jeweiligen Gewichtung. Diese Entscheidungen muss unser Kunde also nicht permanent selbst treffen, sondern delegiert Sie an uns. Wir achten bei der Aktienauswahl auf eine gute Qualität der Unternehmen und darauf, dass die Gewinne der Unternehmen möglichst strukturell und attraktiv wachsen. Im Anleihemarkt agieren wir ähnlich wie im Meisterwert Substanz.

Der Aktienfonds Meisterwert Perspektive achtet bei seiner Aktienauswahl darauf, dass die selektieren Aktien eine vergleichsweise geringe Schwankung gegenüber den marktbreiten Indizes aufweisen. Ebenso sind eine attraktive Dividende und ein positives Analystenvotum notwendig. Mit diesem systematischen Auswahlprozess werden die Kursschwankungen im Vergleich zu anderen Aktienfonds reduziert. Die Investoren können also ruhiger schlafen, als wenn sie dem Auf- und Ab der Aktienmärkte 1:1 ausgesetzt wären. 

Mit jeder dieser Lösungen delegieren unsere Kunden ihre Anlageentscheidung an erfahrene Kapitalmarktexperten der BRAWO, die auch vor Ort in Braunschweig sitzen. Ihr Geld ist also in guten und professionellen Händen." 

Vielen Dank!

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Ansgar Nolte, Leiter Treasury und Assetmanagement spricht über die Entwicklung der Märkte in der ersten Jahreshälfte. Foto: Sebastian Dorbrietz