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5 Fragen an ... Assetmanager Thomas Romig

Erstellt von Fabien Tronnier | | Business | Geldanlage

Im Rahmen der Interviewreihe zum aktuellen Börsengeschehen stellen wir regelmäßig 5 ausgewählte Fragen an Experten aus dem Bereich Fonds- und Portfoliomanagement. Michael Pannwitz, Leitung des Bereiches Individualkunden der Volksbank BraWo, hat für unser neuntes Interview mit Thomas Romig, Geschäftsführer der Assenagon Asset Management S.A., gesprochen.

Wer ist Thomas Romig?

Thomas Romig ist Geschäftsführer der Assenagon Asset Management S.A. und verantwortet den Bereich Multi Asset Portfolio Management. Davor war er u. a. Leiter Multi Asset Management bei Union Investment. In dieser Position verantwortete er zwölf Milliarden Euro, aufgeteilt in vier unterschiedliche Investmentstrategien. Von 2000 bis 2009 arbeitete Romig als Abteilungsleiter Multi Management bei cominvest Asset Management, die später in Allianz Global Investors (AGI) aufgegangen ist.

Der Bankkaufmann und Diplom-Kaufmann begann seine Karriere 1997 im Asset-Management bei ADIG Investment und war zuvor ab 1990 im Bankbereich u. a. für die Deutsche Bank, Commerzbank und Consors tätig. Berufsbegleitend erlangte er die Titel DVFA-Investmentanalyst (CEFA) und Hedge-Fonds-Advisor (EBS/BAI).

Michael Pannwitz: Herr Romig, was zeichnet Ihren Managementstil gegenüber anderen "konventionellen" Mischfonds aus?

Thomas Romig: Aus meiner Sicht ist es die aktive Asset Allokation, unsere Benchmark-Unabhängigkeit und unser Antrieb immer wieder nach interessanten globalen Investmentthemen und in Nischen des Kapitalmarktes zu suchen. Die Basis unseres Portfoliomanagements nutzt folgende drei Dimensionen:

  • Multi Asset, breites und diversifiziertes Investmentuniversum
  • Multi Instrument, Fokus auf flexible und kostengünstige Implementierung der freien Instrumentenauswahl
  • Multi Management, Profitieren von Spezialisten know how und zusätzlichen Ideen sowie Informationsquellen.

Zusammenfassend kann man sagen, wir sind sehr aktiv, diversifiziert und haben einen hohen Flexibilitätsgrad.

MP: Ist Ihr Managementansatz nicht sehr aufwendig und damit fehleranfällig?

TR: Ich würde unseren Ansatz als sehr fokussiert bezeichnen. Da wir bei der Portfoliokonstruktion im Wesentlichen auf Investmentstrategien/Investmentthemen abzielen, müssen wir "nur" 30-50 Investments beobachten und bewerten. Im Gegensatz dazu haben viele global investierende Multi-Asset-Fonds mehr als 500 Einzeltitel. Jeder der vier Portfoliomanager in unserem Multi-Asset-Team hat dabei ein klar definiertes Segment: Das vereinfacht den Investmentprozess und reduziert die Risiken aus Einzeltiteln. Ferner haben wir kein übergeordnetes Gremium oder Komitee. Heißt: Schnellere Entscheidungen und Umsetzungen.

MP: Wie erzielen Sie in Zeiten niedriger Zinsen bzw. steigender Zinsen mit dem konservativen Teil des Portfolios noch Erträge?

TR: Wir nutzen die globale Diversifizierung nach ertragsversprechenden Investments. Zum Beispiel in Nischen des Kapitalmarktes, wo wir andere Renditeniveaus vorfinden als in Euroland.  Wir waren in der Vergangenheit nicht auf klassische Bonds angewiesen, sondern haben unsere Erträge und Performance überwiegend aus den risikoreicheren Assetklassen wie Aktien und dem Spreadsegment generiert.

MP: Welche Vorteile ergeben sich aus Ihrem flexiblen Ansatz gegenüber traditionellen Modellen bei Mischfonds mit relativ festen Aktien- und Rentenquoten?

TR: Als Fondsmanager wird man nicht in eine Vermögensklasse oder Anlageregion "gedrängt" von der man möglicherweise nicht überzeugt ist. In den letzten ein bis zwei Jahren war es gerade auf der Rentenseite vorteilhaft keine Benchmark zu haben. Dadurch war es "leichter" kürzere Laufzeiten im Fonds zu implementieren.

MP: Das Thema Inflation ist in aller Munde und überall feststellbar. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation sowie die weitere Entwicklung?

TR: Das Thema Inflation wird uns noch weiterhin stark beschäftigen. Die aktuelle Situation ist besonders, da die Inflation auch durch die Angebotsknappheit bzw. Lieferkettenprobleme getrieben wird. Aus diesem Blickwinkel haben die Notenbanken mit Ihren Maßnahmen weniger Effizienz bei der Inflationseindämmung. Dies könnte der Staat zumindest teilweise durch wirtschaftserleichternde Maßnahmen wie Deregulierung kompensieren. Wir erwarten aktuell die Jahresinflation für 2022 bei ca. 5-7 Prozent. Für 2023 könnte sich der Inflationsdruck ermäßigen, da einige Einflussfaktoren (u.a. Energie) "überrollen" bzw. prozentual nicht mehr so stark steigen wie 2021/22. Hier erwarten wir eine Bandbreite von 3,5-6 Prozent.

MP: Vielen Dank, Herr Romig!

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